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Eine Anzeige für dieses Auto könnte so lauten:
Audi 100, Baujahr 81, Zweitürer, weiß, 150tkm, zweite Hand, 12 Jahre in erster Hand, 87PS, Automatik, bis 120tkm lückenlos Scheckheft gepflegt, Technik in Ordnung, optische Mängel. Preis VB.
Nichts gelogen, aber doch falsch. Deswegen hier meine wahre Geschichte:

vorher
vorher

In meinem ersten Semester (1997) an der TU Darmstadt, sah ich eines Tages einen Audi. Zuerst dachte ich "Oh, ein alter 100er!". Dann, als ich sah, dass es ein Zweitürer war, dachte ich: "? Ein Audi 80 ?", weil ich wusste, dass es von diesem Zweitürer gegeben hat. Beim Näherkommen stand dann aber fest: Es ist ein zweitüriger Typ43! Noch nie was von gehört bis dato und auch mein Vater kannte ihn nicht. Anschließende Recherche ergab den Grund: Geringe Stückzahlen.
Schon damals war er eher runtergekommen. Fortan ging ich regelmäßig dort vorbei, wo er fast immer stand. Ich hatte bereits die Idee, diesen Wagen irgendwann zu renovieren. Mit der Zeit kamen immer mehr Beulen und Roststellen dazu und mein Mitleid wuchs. TÜV hatte er noch bis einschließlich 3/00. Also machte ich ihm einen Zettel hinter den Scheibenwischer. Als der Besitzer sich nicht meldete, schob ich etwas Panik, dass er den Wagen einfach so verschrotten könnte. Also machte ich ihm ein zweites Mal einen Zettel dran. Diesmal meldete er sich und gab zu, es beim ersten Mal für einen Scherz gehalten zu haben. Wir verabredeten, dass er sich meldet, wenn er einen neuen Wagen gefunden hätte. In der letzten Märzwoche war es soweit und wir einigten uns auf den 30.03. für den Verkauf. Vorher noch schnell Deckungskarte und Kurzzeitkennzeichen besorgt, 100 Mark aus dem Automaten gezogen und mit meinem Vater nach Darmstadt gefahren.
Vertrag ausgefüllt und unterschrieben, Geld bezahlt (eigentlich waren es nur 99,90 DM, weil ich beim Saubermachen einen verrosteten Groschen gefunden habe), im Dunklen und Regen die Schilder montiert und los gings. Naja, der Motor wollte nicht so recht, ging beim ersten Versuch aus und an der ersten Einmündung nochmal beim Anfahren. Dann mit der waidwunden Elektrik auf die Autobahn Richtung Taunus. Ausser den Frontscheinwerfern funktionierte nichts richtig aber mein Vater schirmte mich nach hinten ab und auch die Polizei neben mir in Darmstadt merkte nichts. Auf der Autobahn orientierte ich mich in meinem Tempo an einem Reisebus. Zwar musste ich dafür nicht Vollgas geben, aber mehr traute ich mich sowieso nicht.
Zuhause angekommen, bestaunte die Familie das neue Mitglied. Am nächsten Tag war waschen, legen, fönen angesagt. Der Dreck musste erstmal runter zur sinnvollen Bestandaufnahme. Befund nach 6 Stunden Putzen non-stop: Außer Bremsflüssigkeit und Regenwasser keine Flüssigkeit an Bord! Mehrere Hände voll Blätter (z.T. sogar im Luftfiltergehäuse), Schlamm und Moos kramte ich raus, außerdem wohl das gesamte Glas, was bei einem Einbruch vor Jahren in den Innenraum gefallen war. Die Rücksitzbank baute ich aus und legte das Feuchtbiotop zum Trocknen, ebenso wie ich den Kofferraum erstmal trockenlegte. Bäh! Leider war die Heckscheibe am oberen Rand undicht, so dass sich immer wieder Wasser auf den Rücksitzen verewigt hatte. Leider saugte die Polsterung es auf und so konnte es auch noch die Klappe unter der der Tankgeber ist, total verrosten. Achja, der Tankverschluss fehlte natürlich auch. Im Innenraum: ein defektes Fenster, Kurbel kurz vor Exitus, Armaturenbrett gerissen, Teppich stellenweise verschimmelt, Radio ausgebaut.
Gab es denn auch was positives? Ja, z.B.: Türunterkanten kein Rost, Endspitzen kein Rost, Unterboden kein Rost, Bremsen i.O., generell Technik in Ordnung.
Und das alles in 7 Jahren und 30tkm: vom Scheckheft gepflegten erste Hand Auto zur optischen Schrottkarre? Tja, wenn es eben immer nur darum geht, den nächsten TÜV zu schaffen und man das Auto nur als Gebrauchsgegenstand betrachtet und sich um nichts kümmert, dann passiert sowas eben, besonders wenn man immer draussen steht und das Auto nie wäscht.

nachher
Viel Arbeit also! Einige Teile habe ich schon, andere suche ich noch. Wer helfen kann, ist herzlich dazu eingeladen, sei es durch Reparaturhandbücher, Ersatzteile oder Tipps von guten Schrottplätzen und anderem mehr, was man so brauchen kann, z.B. Spezialfirmen.

Mehr Bilder werden kommen!


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